PLAGIATE BEIM ONLINE-RIESEN

Experte warnt Amazon-Kunden: Darauf sollten Sie dringend achten

Köln - Wer bei Amazon etwas bestellt, kann leicht Opfer von Betrügern werden. Plagiate sind im Online-Handel weit verbreitet. Wie man sich davor schützen kann, verrät jetzt ein Rechtsanwalt.

Amazon ist der größte und wichtigste Online-Versandhandel Deutschlands. Neun große Logistikzentralen bearbeiten und verschicken täglich die Bestellungen innerhalb Deutschlands. Genaue Verkaufs- und Produktzahlen des US-Handels-Riesen gibt es keine. Fest steht nur: Der Online-Handel ist ein florierender und stetig wachsender Markt. Die perfekte Umgebung also für Betrüger.

Besonders beliebt beliebt unter Betrügern und verheerend für die Original-Hersteller sind Plagiate. So erklärte die Firma Birkenstock vor einigen Monaten, den Verkauf ihrer Waren in den USA ab 2017 zu stoppen. Grund dafür sei die enorme Anzahl an Plagiaten im Online-Angebot.

Der Rechtsanwalt Maik Sebastian von der Kanzlei Wienke & Becker aus Köln versuchte nun, aut techbook.de zu erklären, warum Amazon die Plagiate überhaupt vertreibt und wie man sich als Verbraucher schützen und gegebenenfalls auch wehren kann.

Größtes Problem: Unseriöse Drittanbieter

Amazon Bad Hersfeld
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Amazon Bad Hersfeld
© picture alliance / dpa

Grund für das Plagiate-Problem sind laut Sebastian die Drittanbieter, die neben den autorisierten Händlern der Markeninhaber ebenfalls ihre Ware anbieten können.

Da der Kauf meist direkt über Amazon abgewickelt wird, haben die Markeninhaber keine Möglichkeit mehr, den Schwindel zu erkennen und zu stoppen - ebenso wenig wie die Käufer. Zudem werden die Waren von autorisierten Händlern und Drittanbietern laut dem Experten oftmals gemeinsam gelagert. Ob man ein Original oder ein Plagiat erhält, sei dabei oft nur vom Glück abhängig.

Um sich vor den Plagiaten zu schützen, rät der Anwalt: „Nehmen Sie sich Zeit vor dem Kauf. Achten Sie darauf, dass Sie direkt bei einem autorisierten Händler bestellen. Lesen Sie die Produkt-Rezensionen. Schreiben Käufer dort etwas von Plagiaten, dann lassen Sie besser die Finger von dem Produkt. Außerdem ist es manchmal hilfreich, den Verkäufer zu googeln. Was finden Sie über ihn im Internet? Und auch der Vergleich von Produkten kann hilfreich sein. Gucken Sie, was das Produkt bei anderen Online-Shops kostet. So können Sie besser einschätzen, ob ein Angebot seriös ist. Achten Sie darauf, dass die Zahlung nur über Amazon läuft.“

Wenn möglich keine Direkt-Überweisung 

Sollte man dennoch merken, dass man ein Plagiat erhalten hat, kann dies als Sachmangel gemeldet werden. Der Käufer kann die eigentlich gewünschte Ware einfordern und bei weiterem Nicht-Erhalt vom Kaufvertrag zurücktreten. 

Sollte der Kauf revidiert werden, geht es darum, sein Geld wieder zu bekommen. Über Paypal ist dies generell über den dortigen Käuferschutz recht einfach möglich. Bei einer direkten Überweisung wird es schon schwieriger, da in diesem Falle der Verkäufer, sprich im Plagiats-Fall der Betrüger, das Geld zurücküberweisen muss. Im Notfall hilft nur eine Klage, um nicht auf allen Kosten sitzen zu bleiben.

Plagiate schwer erkennbar

Textilwaren und Speichermedien sind laut Sebastian die am häufigsten gefälschten Waren. Besonders bei großen Marken werden zunehmend Plagiate vertrieben. Bei Textilwaren seien diese häufig nach dem ersten Waschen erkennbar. Sonst sei es für ein ungeschultes Auge zunächst häufig nicht erkennbar, ob es sich um ein Plagiat handelt.

Amazon prüft nicht pro forma, ob es sich bei einem Anbieter um einen Fälscher handelt. Zudem gibt es nicht genug Personal, um alle Meldungen überprüfen und gegen Fälschungen vorgehen zu können. Somit wäre die einzige, aktuell realisierbare Lösung, die Depotbestände zu trennen und so das Vermischen der Originalware mit den möglichen Plagiaten von Drittanbietern zu verhindern.

kah

Quelle: merkur.de vom 29.11.2016